Jedes Mal, wenn ich mit dem Zug von Wien nach Linz fahre, verblasse ich fast vor Neid. Als gebürtige Waldviertlerin und Wahlwienerin, die noch häufig in der alten Heimat zu Besuch ist und noch dazu kein Auto besitzt, kann ich nur staunen, wie schnell man die 150 Kilometer Luftlinie von der Bundes- bis in die oberösterreichische Landeshauptstadt hinter sich bringen kann: Gefühlt einmal blinzeln, und schon ist man da – in einer Stunde und 15 Minuten.

So schnell kann es gehen: In Linz ist man in einer Stunde und 15 Minuten.
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Will ich, wie ich es alle paar Wochen am Freitagnachmittag gern tue, die 100 Kilometer Luftlinie von Wien in meine Heimatstadt Zwettl im nördlichen Niederösterreich überwinden, muss ich dafür mindestens zwei Stunden einplanen, Herumgegondel im Bus inklusive, der nach dem Umstieg aus dem Zug von Krems ins nördliche Waldviertel leider nicht den direkten Weg nimmt, viele Kurven inklusive. Das ist nix für schwache Mägen!

Fahrt durch die Oagad

Wie etwa jenen meines Kleinkindes, das die eine Busfahrt, die wir mal nach Zwettl auf uns genommen haben, nicht ohne Entleerung seines Innersten überstanden hat. Kein Wunder also, dass wir – wie viele, viele andere Wahlwienerinnen und -wiener auch – uns lieber ins Auto setzen, um ins Waldviertel zu kommen. Von Wien nach Zwettl sind es mit dem Auto nämlich nur eineinhalb Stunden.

Oder wir nehmen doch die Franz-Josefs-Bahn. Die fährt zwar durch die Oagad (Pampa, Anmerkung für Nichtwaldviertlerinnen), aber immerhin sind die Kurven weniger spürbar. Ganz ohne Busfahrt nach Zwettl käme man hier auch nicht aus, hätte man nicht nette Menschen, die einen vom Bahnhof abholen. Dauert alles insgesamt zweieinhalb Stunden.

Sind wir dann irgendwann endlich angekommen, träume ich dann oft von Linz. Oder zumindest davon, wie gut ausgebaut Bahnstrecken auch sein können. (Bernadette Redl, 4.5.2024)