Zwei junge Lehrlinge machen Notizen
Die meisten Lehrlinge sind mit ihrer Ausbildung zufrieden, zeigt eine neue Umfrage. Trotzdem fehlt der Nachwuchs.
APA/Eva Menhart

Ob Friseur, Maurerin oder Koch: In Österreich machen immer weniger Menschen eine Lehre. Dabei würden steigende Zahlen dem Fachkräftemangel guttun. Denn vor allem Jobs in Branchen mit starkem Personaldefizit sind oft solche, für die man eine Lehre braucht – etwa Hotelkauffrau oder Elektrotechniker. Aber warum wollen immer weniger Junge eine praktische Ausbildung machen?

Eine neue Umfrage der Jobplattform Hokify zeigt, dass es meist nicht am Image liegt. Von 1000 Befragten zum Thema Lehre und Jobchancen ordnen rund zwei Drittel der Lehre ein gutes Image zu. Und trotzdem: 2023 meldete die Wirtschaftskammer 108.200 Lehrlinge in ganz Österreich. 2010 waren es noch 130.000 und in den 1990er Jahren noch mehr als 145.000. Die Jobplattform berechnet, wenn sich dieser Trend so fortsetzen würde, gäbe es im Jahr 2040 nur noch knapp 86.000 Lehrlinge. Schuld ist daran freilich auch der demografische Wandel, die Babyboomer gehen in Pension und viel weniger junge Menschen kommen nach. Aber schon jetzt bleiben immer mehr Lehrstellen unbesetzt. 2018 wurden landesweit 8.900 Lehrlinge gesucht, 2023 bereits 16.900 – und damit doppelt so viele.

Die meisten Personen der zwei Drittel, die Lehrberufen in der Umfrage ein gutes oder sehr gutes Image nachsagen, sind laut Hokify selbst Personen mit Lehrabschluss. 80 Prozent dieser Gruppe verliehen dem Ausbildungsweg ein gutes oder sehr gutes Image. "Das Bild der Lehre ist vor allem bei Fachkräften gut, trotzdem beobachten wir einen deutlichen Trend zu höheren Bildungsabschlüssen. Das hat viel mit dem gesellschaftlichen Stellenwert von Lehrberufen im Vergleich zu Hochschulbildung und teilweise auch mit dem Stellenwert von Lehrlingen in Betrieben zu tun", sagt dazu Jutta Perfahl-Strilka, CEO von Hokify.

Keine schlechten Chancen

Auch an Jobchancen scheint es den meisten Personen mit Lehre nicht zu mangeln. 59 Prozent derer mit Lehrabschluss gaben an, mit ihrer Ausbildung (sehr) leicht einen Job zu finden. Nur acht Prozent geben an, große Schwierigkeiten dabei zu haben. Jene mit akademischen Abschlüssen von Hochschulen oder Universitäten haben laut eigenen Angaben eher Probleme: 18 Prozent der befragten Akademikerinnen und Akademikern gaben an, sich mit Jobsuche sehr schwerzutun. Die Hälfte der Uni-Absolventinnen und -Absolventen aber fand leicht oder sehr leicht einen Job.

Drei Viertel der Befragten mit Lehrabschluss sind der Meinung, dass ihre Ausbildung auch in zehn Jahren noch relevant sein wird. Trotzdem haben Lehrberufe im Vergleich zu anderen Jobs oft kein attraktives Image, weiß Perfahl-Strilka: "Daran müssen wir als Arbeitgeber:innen und als Gesellschaft in Zukunft arbeiten: den Stellenwert und das Ansehen der Lehre stärker zu fördern, um langfristig dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken."

Auf betrieblicher Ebene könnten kommunikative Maßnahmen gesetzt und Aufklärung betrieben werden. Gleichzeitig müssten Lehrberufe fair kompensiert werden und Lehrlingen angemessene Wertschätzung im Unternehmen entgegengebracht werden. Der Trend zeige zudem, dass es auch in Zukunft nicht leichter werden wird, Lehrstellen zu besetzen, während sich die Anforderungen an Arbeitnehmende durch die technologische Weiterentwicklung konstant verändern. (red, 25.4.2024)