Produktion
Produktion "Freitag der Dreizehnte", als Würdigung Arnold Schönbergs.
Werner Kmetitsch

Dass der ihm gewidmete Abend mit Freitag, der Dreizehnte betitelt wurde, wäre Arnold Schönberg unangenehm gewesen. Er wäre ihm wohl ferngeblieben, litt er doch an Triskaidekaphobie, einer Angststörung, ausgelöst durch die Zahl 13. Schönbergs Panik ging so weit, dass er den Titel seiner Oper Moses und Aron falsch schrieb. Hätte er Aaron getitelt, die Anzahl der Buchstaben hätte ja 13 ergeben ...

Unheimlicherweise starb Schönberg an einem Freitag, den 13. Zudem wurde er 76 Jahre alt, was beim Summieren der beiden Ziffern 13 ergibt! Und interessanterweise fällt sein 150. Geburtstag, der heuer begangen wird, ebenfalls auf einen Freitag, den 13. September. Hoffentlich Zufall.

Wie bei David Lynch

Inhaltlich und von der Form her hätte er den begehbaren Musiktheaterabend sicher als gelungene Kompilation von 16 seiner Werke empfunden. Zu einer Geschichte zusammengefügt, erinnert Freitag, der Dreizehnte in seiner poetischen Rätselhaftigkeit an Schönbergs – ab der freitonalen Phase – abstrakten Stil sowie ab die mysteriöse Logik der Filme von David Lynch.

Zentral sind zwei Figuren. Aus dem Melodram Pierrot lunaire entnahm man die harlekinhafte Zentralfigur, welche in Gestalt von Sopranistin Christine Schäfer durch die verschiedenen Räume des Reaktors führt. Aus dem Monodram Erwartung kommt wiederum jene Frau, die auf der Suche nach einem Mann diverseste Grenzemotionen durchlebt.

Freitag, der Dreizehnte ist weder Biopic noch Jukebox-Oper, in der Schönbergs Kompositionen platt aneinandergereiht werden. Es entsteht eher eine uneindeutige Geschichte, eine Kette szenischer Assoziationen, die Kompositionen teils als Fragment behandeln. Vom Band kommend, geben sie Impulse, die das Klangforum Wien (Dirigentin Anna Sushon) und der Schönberg Chor live delikat aufnehmen.

Ein Hustenanfall

Die Inszenierung von Johannes Erath, welcher das Konzept mit dem kürzlich verstorbenen Dirigenten Michael Boder kreiert hat, bietet eine Fülle auch an heiteren pantomimischen Szenen. In einer Art Kinosaalsketch wird Magdalena Anna Hofmann (fulminant repräsentiert sie auch die Figur aus Erwartung) von einem Hustenanfall überfallen, der sie in heitere Konflikte mit dem um sie herum sitzenden Chor bringt. Später mischen sich zwischen das Publikum lustige Figuren aus Schönbergs erfundenem Kartenspiel. Und Schönbergs Arrangement des Strauß-Walzers Rosen aus dem Süden bringt gar Zuschauerpaare dreiviertetaktselig in Bewegung.

Wenn Christine Schäfer aber jene Schallplatte auflegt, auf der sie einst Schönbergs Herzgewächse op. 20 herauszauberte, die sie live auch teils mitsingt, weht auch eine sehr besondere Atmosphäre der Erinnerung durch den Saal. Als spezielle Begegnung von Historie und Gegenwart gleichsam.

Mit dieser Produktion zeigt das Musiktheater an der Wien, wie inspiriert und aktuell auf Jubiläen reagiert werden kann. Dies zu zeigen war wichtig. Schließlich machen Volksoper und Staatsoper um den Jubilar in seinem Jahr leider einen Bogen. (Ljubisa Tosic,28.4.2024)