Linz – Vier von zehn österreichischen Wahlberechtigten bekunden für die nahe Zukunft Pessimismus, nur drei von zehn sind optimistisch, der Rest traut sich keine Einschätzung zu. Das ist der Hintergrund, vor dem sich die politische Landschaft fünf Monate vor der Nationalratswahl darstellt. Laut der vergangene Woche durchgeführten Market-Umfrage für den STANDARD ist dabei die FPÖ – wie schon seit Ende 2022 – die stärkste Partei. In der Hochrechnung kommt sie auf 29 Prozent.

Vor allem freiheitliche Wählerinnen und Wähler wollenHerbert Kickl als Kanzler.
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Schon in den Rohdaten der Sonntagsfrage zeigt sich, dass 25 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen die Freiheitlichen ankreuzen würden, wenn die Wahl schon jetzt stattfände. Und mit 38 Prozent Wähleranteil unter Arbeitern ist die FPÖ die bei weitem beliebteste Partei in der Arbeiterschaft; unter Selbstständigen und Freiberuflern hat sie der ÖVP den Rang abgelaufen.

Die Kanzlerpartei liegt in der Market-Hochrechnung überhaupt nur mehr an dritter Stelle.

Diese sieht nun so aus:

Market hat bereits im März erhoben, welche der Spitzenkandidaten als prinzipiell für das Amt geeignet gehalten werden.

Bei dieser Frage sieht man, wie stark FPÖ-Frontmann Herbert Kickl polarisiert: Ihn halten zwar 15 Prozent für sehr geeignet und weitere elf Prozent für "eher schon geeignet" – aber 52 Prozent halten ihn für gar nicht (und weitere zwölf Prozent für "eher nicht geeignet“). Pfarrhofer: „Wir haben diese Frage bei mehreren Umfragewellen gestellt, und es zeigt sich sehr konstant, dass die Zustimmung zu Kickls Eignung fast ausschließlich aus der freiheitlichen Wählerschaft kommt, während in den anderen Parteiwählerschaften jeweils drei Viertel oder noch mehr eine Eignung Kickls bestreiten."

Kanzlerbonus für Nehammer

Am wenigsten Zweifel an der Eignung als Bundeskanzler werden bei Amtsinhaber Karl Nehammer von der ÖVP geäußert – aber auch ihn halten 24 Prozent für gar nicht und 25 Prozent für eher nicht geeignet; 13 Prozent finden ihn uneingeschränkt und 29 Prozent eher schon geeignet. Die strikte Ablehnung Nehammers kommt in hohem Maße aus der FPÖ-Wählerschaft, in anderen Parteiwählerschaften gibt es immerhin teilweise Zustimmung zu seiner Eignung. Andreas Babler wird eine Eignung als Kanzler in ähnlichem Maße zugeschrieben wie Beate Meinl-Reisinger. Der grüne Vizekanzler Werner Kogler wird von 39 Prozent für völlig und von 26 Prozent für eher ungeeignet gehalten – auch bei ihm schlägt die Ablehnung durch die FPÖ-Wählerschaft durch. (Conrad Seidl, 29.4.2024)